Reicht das BAföG als echte Nebenjob-Alternative?
„Jeder junge Mensch soll seine Talente entfalten können.“ Mit diesen Worten kündigte die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek die BAföG-Reform 2019 an. Doch was genau bedeutet das für Dich?
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil begrüßte die Reform. „Das BAföG ist wieder eine echte Alternative zum Nebenjob und ermöglicht es den Geförderten, sich voll auf ihre Ausbildung zu konzentrieren.“ Im Jahr 2018 erhielten 727.000 Studentinnen und Studenten BAföG. Damit mehr Schüler und Studenten eine Förderung erhalten, trat am 01. August 2019 eine Reform in Kraft.
Was waren die Neuerungen?
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- Die Wohnpauschale stieg auf 325€, wenn Du nicht mehr bei Deinen Eltern wohnst.
- Der Förderungshöchstsatz liegt nun bei 861€ (inkl. Wohnpauschale).
- Die Einkommensfreibeträge der Eltern sollen bis 2021 um 16% angehoben werden.
Liegt Hubertus Heil nun richtig mit seiner Aussage? Die Antwort ist kompliziert. Obwohl sich die Lage tatsächlich etwas gebessert hat, wirst Du selbst mit dem BAföG-Höchstsatz merken, dass Dir neben Deinen Lebenshaltungskosten nicht viel Geld übrig bleibt. Hierbei kommt es allerdings auch auf die Stadt an, in der Du studierst und wie hoch Deine Ansprüche sind. Eine eigene Wohnung kostet zum Beispiel mehr als eines der oft hart umkämpften Zimmer im Studentenwohnheim.
Laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks liegen die Lebenshaltungskosten für Studierende in Deutschland bei durchschnittlich 867€ im Monat. Sogar dieser Betrag liegt schon über dem Höchstsatz, den natürlich nicht jeder kriegt. Die offiziellen Zahlen des statistischen Bundesamtes zeigen, dass im Jahr 2018 gerade einmal etwa 50% aller BAföG-Empfänger den Höchstsatz empfangen haben, der Rest erhielt eine Teilförderung. Nicht mal 20% der Studenten erhielten 2018 überhaupt eine Förderung. Diese Zahlen belegen, dass das BAföG als Allein-Finanzierung nicht unbedingt geeignet scheint.
Doch wie sieht eine ideale Finanzierung aus, damit Du ab Monatsmitte nicht von Nudeln mit Ketchup leben musst? Hier gibt es einige Möglichkeiten.
Die erste liegt auf der Hand: Such Dir einen Nebenjob als Werkstudent. Einerseits ist das eine gute Chance, etwas Geld nebenbei zu verdienen, andererseits ist das die ideale Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln. Achte hier nur darauf, Deine Arbeit nicht über die Uni zu stellen, letzteres sollte Priorität haben.
Achtung: Erhältst Du BAföG, liegt eine Verdienstgrenze von 5.400€ im Jahr vor, also 450€ pro Monat. Liegt Dein monatlicher Verdienst über dieser Grenze, wird Dir dies vom BAföG abgezogen.
Eine weitere Möglichkeit wäre also ein Minijob, denn hier verdienst Du maximal 450€ im Monat und bekommst Deinen BAföG-Satz immer noch voll ausgezahlt. Wenn Du aber flexibel bestimmen möchtest, wann, wo und wie Du arbeitest, kommt vielleicht die kurzfristige Beschäftigung für Dich infrage. Achte hier nur darauf, dass Du unter der oben genannten Verdienstgrenze bleibst.
Stipendien sind ebenso eine sehr gute Möglichkeit, Dein Studium zu finanzieren. Entgegen des Klischees sind Stipendien nicht nur für Hochbegabte mit Bestnoten. So gibt es Stipendien für Studentinnen mit Kind, besondere Lebensläufe und vieles mehr. Mehr Infos findest Du beim Studentenwerk.
Du willst mehr über Beschäftigungsarten als Student oder Studentin wissen? Dann lies unseren Artikel Jobben neben dem Studium!
Fazit
Wie Du siehst, gab es beim BAföG zwar einige Neuerungen, doch werden mehr als die Lebenshaltungskosten kaum gedeckt, selbst wenn Du den BAföG-Höchstsatz erhältst. Und selbst dann bist Du für Luxusausgaben wie Urlaub oder Konzerte definitiv auf einen Nebenjob oder ein Stipendium angewiesen. Vom BAföG als Alternative zum Nebenjob sind wir also noch weit entfernt.