Junger Mann auf Wanderung in den Bergen während seiner beruflichen Auszeit.

Sabbatical – Was ist damit eigentlich genau gemeint? Umgangssprachlich bezeichnet der Begriff eine berufliche Auszeit, die zeitlich begrenzt ist. Der Begriff stammt aus dem Hebräischen (von Schabbat, was so viel wie “ruhen” oder ”aufhören” bedeutet). Vertraglich gesehen, handelt es sich um eine Art des Sonderurlaubs. Als zusätzlicher Corporate Benefit wird diese Sonderform der Auszeit immer beliebter und gerne von Arbeitgebern angeboten. Erfahren Sie nun, warum auch Sie als Arbeitgeber von solch einem Modell profitieren.

Gründe & Motivation für eine berufliche Auszeit

Die Gründe für eine berufliche Auszeit können bei jedem Ihrer Arbeitnehmer*innen variieren. Viele Berufstätige wollen nach mehreren Jahren Vollzeitjob ein Sabbatical einlegen, um sich vom Stress zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Diese Erholungszeit kann durchaus auch präventiv gegen Burn-out Symptome eingesetzt werden. 

Viele nutzen ein Sabbatjahr, um sich auf die persönliche Weiterbildung oder gar Umschulung zu fokussieren. So kann ein Sabbatical auch eine Zeit der Neuorientierung darstellen. Im Universitätsmilieu wird ein Sabbatical gerne für vertiefte Forschung genutzt. Dadurch können sich neue Perspektiven eröffnen, die Motivation gesteigert und auch die Kreativität gefördert werden, die durch andauernde Routine womöglich etwas auf der Strecke geblieben ist.

Mutter mit zwei Kindern in der Natur, die sich während einer elterlichen Auszeit um die Familie kümmert.

Ein weiterer Beweggrund für ein Sabbatical kann natürlich auch das Familienleben darstellen. Eine zeitintensive Familienphase, um sich der Kinderbetreuung oder der Beziehungspflege zu widmen. 

Die genaue Gestaltung des Sabbaticals ist jedem selbst überlassen. Viele nehmen sich Zeit für längere Reisen, für die der normale gesetzliche Urlaubsanspruch nicht ausreichend wäre (beispielsweise eine interkontinentale Weltreise oder ein Roadtrip). Andere besuchen Seminare und Workshops, wieder andere engagieren sich ehrenamtlich bei sozialen Projekten oder verbringen Zeit mit ihrer Familie.

Ideen für ein Sabbatical finden Sie hier einmal wahllos aufgelistet:

  • Gast in einem Kloster/Retreat werden
  • einen Langzeit-Meditationskurs besuchen
  • eine (Pilger-)Reise unternehmen
  • sich als Selbstversorger*in versuchen
  • eine neue Sprache zu lernen 
  • einen eigenen Blog oder YouTube-Kanal unterhalten
  • ein Praktikum in einer berufsfremden Branche absolvieren
  • bei einer humanitären NGO oder Umweltorganisation mitarbeiten
  • ein Buch schreiben
  • Erlernen und intensives Üben eines Instruments
Teilnehmer*innen bei einen Workshop zur Weiterbildung hören aufmerksam zu.

Rahmenbedingungen für ein Sabbatical

Um den reibungslosen Ablauf eines Sabbaticals zu gewährleisten, bedarf es natürlich auch einiger Planung und Festhalten von rechtlichen Rahmenbedingungen im Vertrag. Als Arbeitgeber stellt sich zuallererst die Frage der Finanzierung. Es muss vertraglich geregelt werden, ab welcher Dauer der Betriebszugehörigkeit ein Sabbatical genommen werden darf und wie sich der Freizeitanspruch aufbaut. Verschiedene Möglichkeiten wären:

  • Lohnverzicht für die Zeit des Sabbaticals (dies kann beispielsweise recht kurzfristig als unbezahlter Urlaub eingebucht werden)
  • Aufbau des Anspruchs durch ein Überstundenkonto
  • Staatliche Förderung (eher anwendbar beim Elternzeitgesetz)

Hinzu kommen Fragen zum Urlaubsanspruch der Arbeitnehmer*innen während des Sabbaticals. Besteht weiterhin Anspruch auf bezahlten Urlaub oder ist dieser mit der beruflichen Auszeit abgegolten? 

Zwei Junge Frauen, die sich vertragliche Bedingungen für ein Sabbatical ansehen und offene Fragen klären.

Im Falle einer Freistellung, die länger als 4 Wochen dauert, verfällt der Sozialversicherungsschutz Ihrer Arbeitnehmenden. Ein Lösungsansatz ist es, pro Sabbatical Monat einen entgeltpflichtigen Urlaubstag von Ihren Mitarbeitenden beantragen zu lassen und zu genehmigen.

Inwiefern erhält der/die Mitarbeitende sein geregeltes Einkommen? Bleibt dies konstant oder ist es niedriger (Stichwort Lohnverzicht)? Eine weitere relevante Frage sollten Sie sich im Krankheitsfall der Arbeitnehmer*innen stellen. Wie werden diese Krankheitszeiten im Sabbatical angerechnet und entlohnt? Auch Besonderheiten wie ein Kündigungsschutz während der Auszeit sollten klar in einem separaten Vertrag festgehalten werden. Im besten Fall erstellen Sie auch einen genauen Plan zum Wiedereinstieg, damit dieser Ihren Mitarbeiter*innen so leicht wie möglich fällt. 

Vor- und Nachteile von Sabbaticals

Insbesondere bei einem Sabbatjahr handelt es sich um eine relativ lange berufliche Auszeit. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmende können sich dadurch verschiedene Vor- und Nachteile ergeben.

Vorteile eines Sabbaticals symbolisiert durch eine Hand mit dem Wort "Yes".

Vorteile

  • Eine berufliche Auszeit erlaubt eine Regeneration und die Vorbeugung gegen vollständige Erschöpfung. Dies kann gesundheitliche Vorteile sowohl für den Körper als auch für die Psyche haben. Langfristig gesehen können sich so auch vermehrte Ausfälle aufgrund von Krankheit mindern.
  • Die Loyalität ihrer Mitarbeiter*innen wird sich erhöhen, da ihnen eine bessere Work-Life Balance ermöglicht wird und gleichzeitig Existenzängste genommen werden. Diese Sicherheit ist ein starkes Pro für einen Arbeitgeber. 
  • Mitarbeitende können im Falle von Weiterbildungen oder sozialen Projekten Erfahrungen und Know-How sammeln, von denen im Endeffekt auch das Unternehmen stark profitieren kann. 
  • Eine Doppelbelastung im Falle von Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen wird verhindert und stärkt so ebenfalls das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter*innen.
Nachteile eines Sabbaticals symbolisiert durch eine Hand mit dem Wort "No".

Nachteile: 

  • Die Lücke, die durch den Wegfall einer Fachkraft entsteht, muss selbstverständlich auch gefüllt werden. Dies erfordert gute Planung an Ressourcen, damit Frustration bei anderen Kolleg*innen vermieden wird. Gleichzeitig muss der Fachkraft, die aus der Auszeit zurückkommt, ein möglichst reibungsloser Wiedereinstieg ermöglicht werden. Wieder ins Unternehmen zurück zu kommen kann schwierig und ungewohnt sein. Hier hilft eine gute Dokumentation und ein ordentliches Handover.
  • Die Entscheidung, Mitarbeitenden eine berufliche Auszeit zu gewähren, darf kein Einzelfall sein, da dies ansonsten zur Spaltung im Team beitragen könnte. Wenn dieser Benefit etabliert wird, muss es unternehmensweit passieren und für alle die gleichen Rahmenbedingungen für ein Sabbatical gelten.
  • Generell erfordert die Vorbereitung eines Sabbaticals einen Aufwand, der sich allerdings zumeist sehr positiv auf das Betriebsklima auswirken kann.

Generell lassen sich mit ausreichenden Prozessen die meisten Nachteile und Risiken recht gut vorbeugen oder ganz auflösen.

Stellt sich noch die Frage, wie eine Sabbatical Lücke im Lebenslauf zu bewerten ist. Als Arbeitgeber sollten Sie sich nach Lesen dieses Artikels natürlich der vielen Vorteile eines Sabbaticals bewusst sein und können potenzielle neue Mitarbeiter*innen nach ihren Erfahrungen fragen. Auch Arbeitnehmende sollten mit dieser wertvollen Lücke im Lebenslauf selbstbewusst umgehen, denn am Ende trägt ein Sabbatical auf beiden Seiten zum Wachstum bei.

Zurück zur Übersicht