Home Office: Vor- und Nachteile für Arbeitgeber*innen und Führungskräfte
Von der Home Office Pflicht zum Home Office Vergnügen?
Seit die Pandemie 2020 die Karten neu gemischt hat, wird auch das Von Zuhause aus Arbeiten neu verhandelt. Und das nicht nur abstrakt im öffentlichen Raum, in Diskussionsrunden oder im Feuilleton, sondern ganz konkret – in der eigenen Personalabteilung. So haben sich zwar schon frühere Studien ausführlich mit Home Office Vor- und Nachteilen beschäftigt (wie es beispielsweise ? diese Publikation der Stanford Graduate School of Business von 2015 oder die ? ZEW-Kurzexpertise von 2019 beweisen); diese leiden retrospektiv aber oftmals unter limitierten Datenmengen und einseitigen Vergleichsmöglichkeiten. Home Office Jobs zählten vor der COVID-19-Pandemie eben zu den Ausnahmen. Das ist jetzt anders.
Sie möchten zunächst einmal herausfinden ob ihre Mitarbeitenden überhaupt für Home Office geeignet sind und welche rechtlichen Regelungen zu beachten sind? Dann lesen sie?Home Office: Der Ultimativen Guide für Arbeitgeber*innen. |
Was also hat sich in der Zwischenzeit genau getan, wie ist der heutige Stand? Lassen sich mittlerweile eindeutigere Aussagen treffen als noch vor wenigen Jahren? Und was überwiegt denn jetzt – die Homeoffice Vorteile oder doch die Nachteile? Hier finden wir’s raus. ?
Home Office? Corona gerechtes Arbeiten!
Bedingt durch die Pandemie 2020 haben viele Beschäftigte schnell und auf meist eher unkonventionelle Weise herausfinden müssen, dass sich ihre Arbeitgeber*innen viel zu lange und in der Regel völlig zu Unrecht gegen das (mobile) Arbeiten von zu Hause aus gesträubt hatten. Mitverantwortlich für diesen Meinungswechsel war nicht zuletzt die sogenannte Homeoffice Pflicht, die ab dem 27. Januar 2021 in Kraft trat (mehr Informationen dazu finden sich hier ? Homeoffice: Eine Übersicht für Arbeitgeber*innen) und Arbeitnehmer*innen kollektiv zum Arbeiten nach Hause schickte. Die populäre Annahme, die jeweilige Tätigkeit ließe sich nicht von Zuhause aus verrichten, stellte sich also plötzlich als falsch heraus – und das war für beide Seiten nicht nur überraschend. Das Ergebnis wurde außerdem von einer sehr großen Mehrheit fast ausschließlich als positiv bewertet (siehe: ? Forschungsbericht 549: Verbreitung und Auswirkungen von mobiler Arbeit und Homeoffice des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales).
Es folgten repräsentative Umfragen, betriebliche Fallstudien und international vergleichende Untersuchungen während der Pandemie, die mehrheitlich insbesondere die positiven Aspekte vom Arbeiten im Homeoffice belegten. Allerdings offenbarten die Studien auch die erhöhten Anforderungen an die betriebliche Infrastruktur und Arbeitsorganisation (wie es beispielsweise der Themenreport ? Homeoffice im Verlauf der Corona-Pandemie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, BMWi in Kooperation mit dem ifo Institut und infas berichtet). Ein Grund weiterhin zu zögern also? Eher nicht, nein. Die Mehrheit der Ergebnisse belegt nämlich, dass in vielen Fällen – und auch bei erhöhten Arbeitsanforderungen seitens der Beschäftigten – passende (und effiziente) Arrangements gefunden werden konnten.
Gründe hierfür lassen sich sicherlich in der bloßen Notwendigkeit finden, da sich der Pandemie-Verlauf durch immer neue Mutationen und Virus-Varianten konstant veränderte und die deutsche Bundesregierung sich somit dazu gezwungen sah, aus gutgemeinten Empfehlungen verbindliche Verpflichtungen zu machen. Arbeitgeber*innen und Beschäftigte hatten schlicht keine andere Wahl, als “das Beste draus zu machen”. Hier bewiesen die meisten Beteiligten jedoch zum Teil besondere Kreativität und Flexibilität, da der Großteil der Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen angesichts einer potentiellen Ansteckungsgefahr lieber “auf Nummer sicher” gehen und somit eher offen für alternative Arbeitsmodelle waren. Das Motto lautete übergreifend: Mach dein Homeoffice Corona sicher!
One size fits all: Arbeiten im Home Office?
Wer von einem geglückten mobilen Arbeiten bzw. effizienten Arbeiten im Homeoffice spricht, sollte dabei natürlich immer multiple Kriterien dafür im Hinterkopf behalten. Eine Standardlösung, die sich pauschal, aber erfolgreich auf alle Berufsfelder und Unternehmen gleichermaßen anwenden lässt, existiert nicht. Möglich sind allenfalls Annäherungen an Modelle und Konzepte, die verschiedene Voraussetzungen und Regeln ableiten, die wiederum erst erprobt und variiert werden müssen.
Wichtig: Es zählen hierbei vor allem konkrete Ergebnisse, die sich statistisch belegen und erklären lassen. Hörensagen oder Bauchgefühle zählen nicht als Argumente. Stattdessen empfehlen sich unternehmensinterne Umfragen, wie Homeoffice Pro Contra Listen für Mitarbeitende, oder Tools zur Produktivitätserfassung. Außerdem sollte das Arbeiten im Homeoffice unbedingt vor Einführung entsprechend formalisiert werden, wie durch eine eindeutige vertragliche Regelung beispielsweise, die zeitliche Obergrenzen, realistische Vorgaben fürs Arbeitspensum oder eine generelle Zeiterfassung definiert und festschreibt. Dies sorgt für eindeutige Verhältnisse auf beiden Seiten.
Weit über die Home Office Pflicht hinaus
Dass die meisten deutschen Betriebe und Unternehmen ihre “Home Office Angebote” nach der COVID-19-Pandemie wieder auf ein “Vorkrisenniveau” zurückführen wollen, scheint nicht nur schlicht reaktionär – es lässt sich außerdem kaum noch rational begründen. Die Zahlen sprechen eine recht deutliche Sprache. Und dennoch wird selbst heutzutage Mitarbeitenden noch grundlegend misstraut. Arbeitsleistungen werden an Präsenz und Anwesenheit gemessen statt an tatsächlichen Ergebnissen. Dabei ist nicht erst seit den Studien der Hans-Böckler-Stiftung bekannt, dass Arbeitnehmer*innen nicht mehr danach bewertet werden sollten, wie pünktlich sie sind, wie lange sie am Schreibtisch sitzen oder wie häufig sie den Pausenraum aufsuchen (siehe: ? Studien zu Homeoffice und mobiler Arbeit von 2021). Eine derartige Beurteilung ist nämlich weder objektiv, noch ermöglicht sie eine tatsächliche Bewertung der Produktivität. Die zahlreichen vorliegenden Studien belegen klar, dass Mitarbeitende Ergebnisse schneller und besser erreichen, solange ihnen die Freiheit dazu gegeben wird, auf ihre ganz eigene Weise zum Ziel zu kommen. Und das Von Zuhause aus Arbeiten kann ein wichtiger Bestandteil davon sein.
Vorteile: Home Office für Arbeitgeber*innen
Wir haben hier im Folgenden fünf Vorteile aufgelistet, die sich durch eine Arbeit im Homeoffice unmittelbar ergeben, und das zum beiderseitigen Nutzen für Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen.
Wichtig: Wenn wir davon sprechen, Mitarbeitenden eine Option aufs Arbeiten im Homeoffice einzuräumen, bedeutet dies nicht automatisch einen vollständigen Transfer aller Arbeitnehmer*innen ins remote Office. Vielmehr sind hier vielseitige oder sich überlappende Möglichkeiten – wie beispielsweise ein hybrides Arbeitsmodell – mit gemeint.
1. Flexibilität – mehr als nur ein Buzzword
Laut der prä-pandemischen ZEW-Kurzexpertise ? Homeoffice bietet Vorteile, hat aber auch Tücken von 2019 empfindet die Mehrheit der Arbeitgeber*innen den Flexibilitätsspielraum für Beschäftigte als den größten Vorteil. Einerlei ob gemischte Arbeitsmodelle – beispielsweise: 3 Tage vor Ort im Unternehmen, 2 Tage von zu Hause aus arbeiten –, reines Homeoffice oder remote Work mit dynamischen Kernarbeitszeiten: Sobald Arbeitnehmer*innen sie bekommen, nutzen sie ihre neue Flexibilität auch. Und das wiederum sorgt dafür, die eigene Zeit und die Zeit von anderen respektvoller und effizienter zu nutzen. Wer nämlich nur für ein wichtiges Meeting ins Büro kommt, verschwendet die anberaumte Zeit nicht mit selbstreferentiellen Präsentationen.
Und damit kommen wir auch direkt zum nächsten Punkt:
2. Plötzlich produktiv: Eine Frage der richtigen Messung
Auf Platz 2 der größten Vorteile für Arbeitgeber*innen (laut ZEW-Kurzexpertise) rangiert: eine erhöhte Produktivität. Mitarbeitende, die im Home Office arbeiten, nutzen ihre Arbeitszeit wesentlich smarter, effektiver und zielgerichteter. Ablenkungen oder Unterbrechungen durch andere Kolleg*innen spielen selten bis gar keine Rolle mehr, dadurch können Arbeitnehmer*innen länger und fokussierter arbeiten.
Zusätzlich ermöglicht das Arbeiten im Homeoffice eine leichtere Vereinbarkeit von Privat- und Arbeitsleben: Ob die regelmäßige Pflege und Betreuung von Angehörigen, die Erziehung von Kindern oder einfach die bloße Anwesenheit, um Handwerker*innen ins Haus zu lassen – durch die zeitliche Flexibilität können Mitarbeitende ihre Wochen und Monate leichter im Vorfeld planen, Engpässe lassen sich leichter überbrücken (auf beiden Seiten) und das sorgt definitiv für mehr Zufriedenheit unter Beschäftigten, was wiederum einen positiven Einfluss auf ihre Leistung hat.
Wichtig: Um die Produktivität von Mitarbeitenden besser messen zu können, sind klar kommunizierte Ziele und Vereinbarungen notwendig. Früher mochte die bloße Anwesenheit als Leistungsnachweis ausgereicht haben. Heute sollte hingegen klar sein, dass sich an der Anwesenheit einer Person keine Produktivität ablesen lässt.
Statt Arbeitnehmer*innen nun virtuell auf Schritt und Tritt im Homeoffice zu kontrollieren, eignen sich eher verschiedene Projektplanungstools, eindeutig kommunizierte Abgabefristen und regelmäßige Feedbackgespräche, die es ermöglichen, beide Seiten entsprechend im Blick zu behalten.
3. Weniger Kosten, weniger Sorgen
Money, money, money – es ist und bleibt einer der wichtigsten Faktoren für Unternehmen, gerade für Arbeitgeber*innen und insbesondere, wenn (größere) Ausgaben vermieden werden können. Darunter zählen – ja, auch Mietkosten.
Nach neuesten Umfragen und Studien spielen Geld und finanzielle Mittel bzw. Kostenersparnisse allerdings nicht den Hauptgrund, ein Arbeiten im Homeoffice für Arbeitnehmer*innen einzuführen. Gerade mal zehn Prozent der befragten deutschen Betriebe würde Mitarbeitenden nur dann ein mobiles Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen, um eine Nutzung der vorhandenen Büroflächen zu optimieren (siehe: ? Homeoffice bietet Vorteile, hat aber auch Tücken). Dennoch mag diese Überlegung für Unternehmen, die sich vor oder mitten in Skalierungsprozessen befinden, eine Entscheidung pro Homeoffice durchaus begünstigen.
4. Noch beliebter: Mehr Attraktivität als Arbeitgeber*in
Home Office Jobs während einer Pandemie? Kein Thema – erst recht nicht, wenn eine Home Office Pflicht seitens des Gesetzgebers existiert. Die meisten Unternehmen haben angesichts der politischen Lage einfach nur reagiert, oftmals nur widerstrebend und sicher nicht aus freien Stücken. Nichtsdestotrotz – Studien und Umfragen haben gezeigt, dass Arbeitnehmer*innen trotz anfänglicher Startschwierigkeiten und einiger Herausforderungen zwischendurch ziemlich zufrieden mit dieser Lösung sind und waren. Umso frustrierender ist für viele darum die Ansage, die Home Office Angebote nach und nach auf ein “Vorkrisenniveau” zurückzufahren.
Was also bedeutet es für Arbeitgeber*innen, wenn es nicht mehr heißt: Arbeite von zu Hause, weil nur das Home Office Corona sicher ist, sondern wenn das Arbeiten im Homeoffice als freiwillige Option gegeben wird, als Entgegenkommen? Genau! Arbeitgeber*innen steigen steil auf in der Beliebtheit, werden attraktiver, gelten als progressiv, zukunftsorientiert und Arbeitnehmer*innen-freundlich. Und wer wäre das denn nicht gerne?
5. Ausfälle reduzieren leicht gemacht: Arbeite von zuhause
Ob nun der tagtägliche Wahnsinn auf der Autobahn, die Unvereinbarkeit von Lieferungsbedingungen und Terminkalender oder die vermeintlich harmlose Erkältung, die am Ende doch wieder eine ganze Abteilung aus dem Verkehr zieht – das Arbeiten mit Anfahrt, Aufenthalt und Rückfahrt bietet, sind wir ehrlich, diverse Herausforderungen für Arbeitgeber*innen, die selbst das smarteste Zeitmanagement nicht bewältigt. Nicht alles lässt sich planen, geschweige denn voraussehen.
Wer von zu Hause arbeitet und somit jeden Stau meidet, die Waschmaschinenreparatur genauso leichtfertig unter einen Hut bringt wie das Gassigehen mit dem geliebten Hund und am Ende des Tages trotzdem alle Aufgaben fristgerecht und zufriedenstellend abliefert, verfügt zwar einerseits ganz klar über echte Superkräfte, zählt aber statistisch gesehen keineswegs zur Ausnahme. Arbeitnehmer*innen schaffen das. Manchmal mehr, manchmal weniger, aber Ausfälle werden mit dieser Methode definitiv zur Seltenheit.
Und das gilt auch für Krankheitsfälle, die gerne immer wieder übersehen werden. Wer nicht vor Ort ist, sondern im Home Office arbeitet, kann sich auch nicht anstecken. Ganz einfach.
Nachteile: Home Office für Arbeitgeber*innen
Selbstverständlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch das Arbeiten im Home Office ist keine Allzwecklösung für komplexe Arbeitsverhältnisse und birgt diverse Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Wir haben deswegen im Folgenden fünf entscheidende Nachteile aufgelistet, denen wir gleichzeitig einige konstruktive Lösungsvorschläge gegenüberstellen; diese erheben natürlich keine (rechtliche) Allgemeingültigkeit und sind nur als gut gemeinte Ratschläge zu verstehen. ?
1. Ganz allein daheim: Die soziale Isolation
Wer den ganzen Tag nur mit einem Bildschirm interagiert statt mit echten Menschen, fühlt sich möglicherweise auf Dauer isoliert und ausgegrenzt. Selbstverständlich bieten Büroräumlichkeiten die größte und häufigste Kontaktmöglichkeit für Beschäftigte. Ob für einen Kaffee zwischendurch oder als kleines Pläuschen vor dem nächsten Meeting: Soziale Interaktion ist nicht zu vernachlässigen. Nicht umsonst zählt das “schwindende Wir-Gefühl” zu den schärfsten Gegenargumenten der Homeoffice-Kritiker*innen. Ist das begründet? Nun, jein.
Die Lösung
Mangelnde soziale Interaktion ist keine logische Folge von Home Office Jobs; sie entsteht durch mangelnde menschliche Sorgfalt und Empathie. So helfen beispielsweise virtuelle und reale Teamevents, feste Präsenztage, gemeinsame Workshops oder Weiterbildungsmaßnahmen, strikt eingehaltene hybride Meetings zum Quatschen und Tratschen oder andere kreative Veranstaltungen, um dem Teamgeist regelmäßig neues Leben einzuhauchen.
Regelmäßig wiederkehrende Feedbackgespräche seitens der Personalabteilung wirken zusätzlich Wunder, ebenso wie Mitarbeiter*innen-Gespräche mit Vorgesetzten und interne Umfragen, die auch nach die soziale Zufriedenheit ermitteln. Faktisch ist hier das Homeoffice also kein Hinderungsgrund, sondern ein Anlass, die eigene Firmenkultur neu zu entdecken.
2. The Ghost in the Shell: Die unsichtbaren Mitarbeitenden
Wieder keine Ahnung, was die Bettina aus der Buchhaltung heute so den ganzen Tag getrieben hat? Was hat der Christian eigentlich so alles auf dem Tisch liegen – was ist da los? Worunter Arbeitgeber*innen nachweislich am meisten leiden, wenn’s ums Arbeiten im Homeoffice geht, ist die vermeintliche Unsichtbarkeit, die alle Mitarbeitenden gleichermaßen verschluckt. Wer kommt wie voran, wer scheitert, wer performed nicht, wer braucht Hilfe? Diese Unwissenheit sorgt auf Seiten von Arbeitgeber*innen verständlicherweise für Misstrauen und Zweifel, die oft in Form von Micromanagement kaschiert werden.
Die Lösung
Besser kommunizieren! Was so einfach klingt, ist es tatsächlich auch. Das Problem mangelnder Transparenz scheitert nicht an fehlender Präsenz und Anwesenheit, sondern an unzureichenden kommunikativen Möglichkeiten und einer unvollständigen Infrastruktur. Hier helfen projektbasierte und kollaborative Planungstools, gemeinsame und regelmäßige Absprachen (Stichwort: Jours fixes oder: Stand-ups, d.h. agile Meeting- und Planungsmethoden) sowie Software oder Zugänge für Videokonferenzen, kurzum: Technologie und Sprache.
Es ist dabei besonders wichtig zu verstehen, dass Präsenz nicht automatisch für Performance steht. Nur weil jemand vor Ort im Büro ist, ist die Person nicht gleich motivierter, produktiver, fokussierter. Und da wären wir dann auch gleich beim nächsten Home Office Nachteil:
3. Keine Motivation, keine Performance!
Größter Auslöser für Misstrauen und Zweifel ist nicht nur der Kontrollverlust, den Vorgesetzte empfinden, sobald Untergebene sich zum Arbeiten im Homeoffice anmelden; es ist die vermeintliche Faulheit, die sie zu wittern glauben. So findet sich in den meisten Home Office Pro Contra Listen von Arbeitgeber*innen häufig das Wort Disziplinlosigkeit, dicht gefolgt von Motivationslosigkeit. Wer in der Jogginghose den ganzen Tag vorm Rechner sitzt, hat ja wohl die Kontrolle über sein Leben verloren! Schnell wird der Workload in Frage gestellt, plötzlich jagt eine Priorität die nächste und wer nicht sofort auf eine Nachricht im unternehmensinternen Chat reagiert, nutzt die Arbeiten im Home Office wohl nur dazu, sich auf die faule Haut zu legen! Ufff.
Die Lösung
Erstmal durchatmen! Misstrauen in die eigenen Mitarbeitenden zu hegen, ist grundsätzlich keine gute Voraussetzung. Damit das Arbeiten im Home Office für alle funktionieren kann, sollte es selbstverständlich ein gewisses Maß an Kontrolle geben – und damit: messbare Ergebnisse. Um also eine allgemeine Organisation zu ermöglichen, kann der Einsatz sogenannter KPIs (Key Performance Indicators = Leistungskennzahlen) helfen, welche von Mitarbeitenden erreicht werden können und müssen, an denen sich Leistungen und Erfolge gleichermaßen ablesen lassen.
Außerdem sollte die Arbeitszeit der Arbeitnehmer*innen erfasst werden, und zwar zum beiderseitigen Nutzen. Eine Überbelastung durch zu viel Arbeit schadet letztlich allen. Dafür muss vorab – und am besten vertraglich – geklärt werden, wie viele Stunden pro Woche im Home Office gearbeitet werden dürfen, wann und wie Mitarbeitende erreichbar sind, d.h. welche Kommunikationskanäle zur Verfügung stehen, und wie virtuelle Abgaben realisiert werden können. Mit den richtigen Fristen ist die Disziplin somit keine Hürde.
Und was ist mit der Motivation? Empowerment und Vertrauen sind Key. Nur wer klar macht, was die jeweiligen Erwartungen sind und wie diese erreicht werden können, sorgt auch für den richtigen Antrieb. Lob und Anerkennung beim Erreichen der Ziele runden die Motivationsbemühen beim remoten Arbeiten im Homeoffice zusätzlich ab.
4. Aus der Balance: Die verschwischte Grenze zwischen Beruf und Privatem
Dies scheint im ersten Moment nur ein Problem von Arbeitnehmer*innen zu sein und weniger von Führungskräften und Arbeitgeber*innen. Immerhin sollten Arbeitnehmer*innen selbst dazu in der Lage sein, Grenzen zu setzen und auf eigene Vorgaben zu achten, oder nicht? Nun – nein. Sobald sich die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben auflösen, mehren sich verschiedene, vor allem psychologische und emotionale Probleme. Ein Ausgleich ist wichtig, immer. Sollte dieser ausbleiben, drohen Konzentrationsprobleme, Müdigkeits- und Erschöpfungszustände, zu viele angesammelte Überstunden, fehlende Pausenzeiten, Überanstrengung – und im Zweifelsfall: Burnout. Und das ist auch für Arbeitgeber*innen der absolute Worst Case, denn das sorgt nicht nur für anhaltende Ausfälle, sondern auch für Ratlosigkeit unter den Mitarbeitenden. Wie konnte es dazu kommen?
Die Lösung
Die größte Gefahr für Arbeitnehmer*innen ist beim Arbeiten im Homeoffice tatsächlich die Überarbeitung. Was einerseits als größter Vorteil gilt – das Jonglieren verschiedener Anforderungen und Bedürfnisse –, kann schnell zum emotionalen Chaos werden. Wichtig ist hier eine gute vorgegebene Struktur seitens Arbeitgeber*innen: Eindeutige Arbeitszeiten, abgegrenzte Arbeitsbereiche (vor Ort) und Kommunikationsregeln helfen deutlich, die Grenzen zwischen Job und Freizeit aufrechtzuerhalten.
Das heißt auch: Keine witzig gemeinten Einladungen für Job-WhatsApp-Gruppen, kein Aufruf, sich beruflich notwendige Apps aufs private Handy zu laden, keine E-Mails mehr nach den vorgeschriebenen Zeiten. Hier müssen besonders Arbeitgeber*innen und Personaler*innen klar Kante zeigen und dem Trend des all-erreichbaren Über-Workers entschlossen begegnen.
5. Nicht nur für Sensibelchen: Datensicherheit im Homeoffice
Datensicherheit und der Transfer wichtiger Informationen: eine Krux für viele Arbeitgeber*innen, die ihren Mitarbeitenden das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen wollen. Ob sensible Firmeninterna oder gesetzlich geschützte Personendaten – die Verarbeitungen spezieller Informationen erfordert auch eine spezielle Protektion. Wie aber ist das in einem privaten Umfeld zu gewährleisten, wo Partner*in, Kinder oder andere Unbekannte ein- und ausgehen? Was passiert, wenn im Zug dienstlich telefoniert wird oder das Homeoffice mithilfe des Laptops zum Remote Working ins Café zieht?
Die Lösung
Hier ist tatsächlich wesentlich mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Fehlende technische Voraussetzungen können ein großes – wenn nicht sogar das größte – Hindernis fürs Arbeiten von zu Hause werden. Es sollte daher ermittelt werden, welche Möglichkeiten dem Unternehmen technisch zur Verfügung stehen. So ist die Einrichtung eines von außen zugänglichen, geschützten Firmennetzwerks in Verbindung mit entsprechender Zugangshardware eine geeignete Möglichkeit. Verifizierungs- und Zertifizierungsprogramme, entsprechende Identifizierungsapps oder Benachrichtigungssysteme mit Push-Funktion (wie Authy oder Okta Verify) können hier einen konkreten Lösungsansatz bieten.
Wer eine firmeninterne IT beschäftigt, sollte sich vorab mit allen Beteiligten ins Gespräch begeben und mögliche Optionen ausgiebig diskutieren und in Betracht ziehen. Technische Voraussetzungen sollten in für Homeoffice relevanten Berufsfeldern definitiv kein finaler Hinderungsgrund sein.
Home Office Fazit?
Ist das Arbeiten im Home Office nun unausweichlich? Müssen Arbeitgeber*innen jetzt alle Mitarbeitenden konsequent auch nach der Pandemie nach Hause schicken – ob sie wollen oder nicht? Nein, natürlich nicht. Nicht alle Tätigkeiten sind gleichermaßen für ein Arbeiten von zu Hause aus geeignet, geschweige denn alle Arbeitnehmer*innen. Und das schon gar nicht auf Zuruf. Bedenken können aufgrund mangelnder Vorbereitung durchaus berechtigt sein, weshalb das Thema erstmal auf Herz und Nieren geprüft werden muss: Zählt unsere Arbeit zu den möglichen Home Office Jobs? Überwiegen für uns die Homeoffice Vorteile? Haben wir die richtige Infrastruktur dafür? Können wir die nötige Datensicherheit gewährleisten? Was könnten mögliche Regeln sein für ein Arbeiten im Homeoffice? Diese Fragen sollten im Vorfeld – wenn nicht final geklärt, so doch zumindest angesprochen werden, und zwar mit allen Stakeholder*innen.
Eine pauschale Aussicht auf Homeoffice ist eher unrealistisch. Eher sollte von Fall zu Fall entschieden werden, welche Mitarbeiter*innen sich mit diesem Modell wohl fühlen und wer im Home Office tatsächlich produktiv arbeiten kann. Vielleicht sind flexible bzw. hybride Arbeitsmodelle die eigentliche Lösung? Tatsache ist jedoch: Die Studien- und Umfrageergebnisse sprechen bisher eine eindeutige Sprache. Die Homeoffice Vorteile überwiegen die Nachteile: Homeoffice Jobs haben eine Zukunft. Und eine faktenbasierte Aussicht auf Erfolg.
Quellen: Studien, Umfragen und Statistiken zum Homeoffice
Hier finden sich diverse wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema “Arbeite im Homeoffice” sowie “Homeoffice Pro Contra” zum Nachlesen und Recherchieren:
- Ständig aktualisierte Studie der Hans-Böckler-Stiftung mit aktuellen Daten und Statistiken:
https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-Auf-einen-Blick-Studien-zu-Homeoffice-und-mobiler-Arbeit-28040.htm - Bundesministerium für Arbeit und Soziales:
Kurzexpertise: “Verbreitung und Auswirkung von mobiler Arbeit und Homeoffice”, 2020.
https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-549-pdf-verbreitung-auswirkung-mobiles-arbeiten.pdf;jsessionid=77020832F2EF6FF2B95E85A2DECB9043.delivery2-replication?__blob=publicationFile&v=1 - Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim:
“Homeoffice bietet Vorteile, hat aber auch Tücken”, 2019.
https://www.zew.de/fileadmin/FTP/gutachten/ZEW_Expertise_Homeoffice_2019.pdf
- Studie der Universität Stanford von Nicholas A. Bloom et al:
“Does Working from Home Work? Evidence from a Chinese Experiment”, 2015.
- Corona Datenplattform im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, BMWi
“Homeoffice im Verlauf der Corona-Pandemie”, 2021
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/I/infas-corona-datenplattform-homeoffice.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Zenjob ist die flexible Lösung für Unternehmen, die kurzfristig Personal brauchen.